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Familienpolitik und Europa

Staaten können voneinander lernen

Ein Bericht von Anna Will

Willem Adema, Hans Bertram, Kerstin Griese und Hélène Mignon.

„Familienpolitik – Eine gesamteuropäische Herausforderung?“ lautete die Fragestellung einer Diskussionsrunde der Friedrich-Ebert-Stiftung, die von Kerstin Griese moderiert wurde. Im Rahmen der Konferenz „Sozialpolitik europäisch denken – europäische Integration und nationale Sozialpolitik“ diskutierten der Sozialwissenschaftler Hans Bertram von der Humboldt-Universität, Willem Adema von der OECD und Hélène Mignon, die Vizepräsidentin der Französischen Nationalversammlung.

Mignon berichtete von der Situation in Frankreich. Dort gebe es zehn Tage Vaterschaftsurlaub nach der Geburt des Kindes und bereits Zweijährige würden die Vorschulkindergärten besuchen. Bertram, der wichtigste Experte für Familienpolitik in Deutschland, kam zu der Erkenntnis, dass die Europäer in Sachen Familienpolitik voneinander lernen könnten. Alle Länder seine mit den gleichen Herausforderungen, wie beispielsweise der Entwicklung zur Dienstleistungsgesellschaft, konfrontiert. Adema ergänzte, dass es familienpolitisch in Richtung „Konvergenz“ gehe, das einzelne Land aber seinen Pfad nicht verlassen werde. Die Steuerung dürfe dabei seiner Meinung nach keinesfalls von Brüssel ausgehen.

Der OECD-Vertreter äußerte sich eher pessimistisch, was die Erwartungen an die Inanspruchnahme von Elternzeit durch Männer angeht. Zu diesem Punkt gab Hans Bertram zu bedenken, dass in Deutschland mit der „Ideologie“ vom Berufsmann noch ein sehr traditionales Männerbild bestehe. Damit es für Männer selbstverständlich werde, fürsorgend tätig zu sein, müsse dieses aufgebrochen werden. Dies verdeutliche, dass Gleichstellungspolitik eng mit Familienpolitik verknüpft ist. Diese Feststellung und dass die EU-Staaten durch „best practice“ voneinander lernen können, waren das Fazit der Diskussion.

Friedrich-Ebert-Stiftung

2.6.06

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