Zukunftsgerecht statt selbstgerecht
Das Netzwerk Berlin kritisiert den Europawahlkampf des SPD
Die Netzwerk-Sprecherin Kerstin Griese fordert nach dem Wahldesaster
neue Botschaften von der SPD. Zusammen mit Hans-Peter Bartels, Nina
Hauer, Hubertus Heil, Christian Lange und Carola Reimann, die ebenfalls dem Sprecherkreis
des Netzwerkes Berlin angehören, macht sie auf den erheblichen Vertrauensverlust
aufmerksam. Zukunftsgerecht statt selbstgerecht müsse die Politik
sein. Vier Punkte umfasst die Stellungnahme des Netzwerkes Berlin:
- Nach dem desaströsen Wahlergebnis für die SPD darf es jetzt kein
Weiter so geben. Ebenso wenig darf die Auseinandersetzung über
das Ergebnis nur im kleinen Kreis der Parteispitze erfolgen. Es ist offensichtlich,
dass die SPD in vielen Bereichen den Kontakt und das Gefühl für die
Menschen verloren hat.
Beispiele wie Vodafone oder die Arroganz des Chefs der Deutschen Bank
sind nur Symbole für die Alltagserfahrung, dass die Politik ohnmächtig
zusehen muss, wie die Ansprüche der Menschen in Deutschland auf Arbeit, Ausbildung
und eine gerechte Finanzierung unseres Gemeinwesens ignoriert und zur Sozialromantik
erklärt werden. Die SPD muss auf solche Fragen Antworten finden, wenn sie
verlorenes Vertrauen zurückgewinnen will.
- Wir haben massiv an Vertrauen verloren. Das Ergebnis zeigt, dass die Menschen
für notwendige Reformen gewonnen werden müssen. Führende Sozialdemokraten
haben in den letzten Monaten häufig den Eindruck erweckt, als sei die von
ihnen verantwortete Politik inhaltlich richtig, aber moralisch falsch. Dadurch
entsteht eine Glaubwürdigkeitslücke bei den Menschen.
- Der Europawahlkampf wurde von der Union auf einen innenpolitischen Wahlkampf
gedreht, ohne dass wir etwas Wesentliches dagegen gesetzt hätten. Im Gegenteil:
es war schon optisch erkennbar, dass die SPD diese Wahlen verloren gegeben hatte.
Unsere Klientel haben wir in Bezug auf das Thema Europa mit ihren Ängsten
und Gefühlen allein gelassen.
- Wir erwarten, dass die SPD sich auf allen Ebenen mit dieser Situation auseinandersetzt.
Eine inhaltliche Kehrtwende darf es nicht geben. Wohl aber ist es nötig auszuwerten,
welche Botschaften von uns eigentlich gesetzt werden und welche fehlen.
Politik braucht auch Verbündete. Wer große Gruppen in die Verantwortung
nimmt, muss auch deutlich sagen können, für wen oder für was diese
Politik welches Ziel erreichen soll. Ein Beitrag der Rentner zur Zukunft der sozialen
Sicherheit wird nur dann akzeptiert, wenn wir deutlich machen, dass die Beschäftigten
und die Familien entlastet werden. Wer das eine tut und über das andere nicht
redet, darf sich nicht wundern, wenn die Wählerinnen und Wähler die
Politik nicht mehr nachvollziehen können.
Netzwerk
Berlin
14.4.04
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