Berlin

Ehrenamtliches Engagement in Europa stärken

Bilanz des Europäischen Jahrs der Freiwilligentätigkeit

Jeanette Behringer (Ev. Studienzentrum Boldern), Kerstin Griese MdB und Joachim Ott, Vertreter der EU-Kommission.

„Engagiert in und für Europa – Bilanz und Perspektiven der Freiwilligentätigkeit“ hieß eine Veranstaltung der SPD-Bundestagsfraktion, bei der auf Initiative von Kerstin Griese Ehrenamtliche mit Fachleuten aus Politik, Wissenschaft und bürgerschaftlichem Netzwerk diskutierten. Griese, die der Fraktionsarbeitsgruppe EU angehört, wollte damit gemeinsam mit Ute Kumpf (AG Bürgerschaftliches Engagement) das Europäische Jahr der Freiwilligentätigkeit würdigen.

Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einem Beitrag von Gesine Schwan, der ehemaligen Kandidatin für das Amt der Bundespräsidentin. Sie setzte sich dafür ein, in der aktuellen Finanzkrise die Zivilgesellschaft zu stärken, um ein Gegengewicht zu den gut organisierten Finanzmarktakteuren zu schaffen. „Dazu bedarf es gut vernetzter, transnationaler Akteure.“ Zur staatlichen Finanzierung freiwilligen Engagements sagte die Politikprofessorin, dass die Freiwilligenorganisationen mehr als artige Zuwendungsempfänger sein müssten. Sie müssten Störkraft entwickeln, um Dinge nachhaltig beeinflussen zu können.

Landeseuropaministerin Angelica Schwall-Düren erläuterte die Umsetzung des Europäischen Jahrs der Freiwilligentätigkeit in NRW. Sie nannte zahlreiche Projekte – beispielsweise habe die Landesregierung NRW alle NRW-Kommunen eingeladen, die mit griechischen Städten eine Partnerschaft unterhalten. „Freiwilliges Engagement kann durch konstruktive Dialoge dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und sich darüber zu verständigen, wie das Europa der Zukunft aussehen soll“, so Schwall-Düren

Auf diese beiden Impulse folgte eine von Kerstin Griese moderierte Diskussionsrunde. Die Wissenschaftlerin Jeanette Behringer (Ev. Studienzentrum Boldern, Schweiz) nannte es als Ziel, Beteiligungskulturen zu schaffen, die zur Demokratie beitragen. Auf europäischer Ebene müsse es aber zunächst darum gehen, sich über eine gemeinsames Verständnis des freiwilligen Engagements zu einigen, da dieses in Europa sehr unterschiedlich geprägt sei.

Joachim Ott (EU-Kommission) erwiderte, dass man sich verkämpfen würde, wenn man ein einheitliches europäisches Modell des Ehrenamtsengagements schaffen wolle. Europa sei vielfältig und dies gelte es zu bewahren. Dennoch sei eine Verständigung über den Gegenstand und die Ziele der Freiwilligentätigkeit notwendig. Als Erfolg wertete Ott, dass das Themenjahr zu einer Positionierung der europäischen Freiwilligenverbände geführt habe. „Dadurch ist verdeutlich worden, welche Interessen bestehen.“ Darauf könne nun aufgebaut werden, zumal 2013 das „Europäische Jahr der Bürgerinnen und Bürger“ sein werde, der Prozess also weitergehe.

Kerstin Griese fragte ihre Gäste auch nach der zunehmenden Professionalisierung des freiwilligen Engagements. Es herrschte Einigkeit darüber, dass es ein Spannungsverhältnis gebe zwischen erforderlicher Professionalisierung zur Umsetzung und Durchsetzung der Interessen der Freiwilligenvereine. Anderseits verschwimme mit zunehmender Professionalisierung das prägende Merkmal des freiwilligen Engagements.

Fazit der Veranstaltung war, dass das „Europäische Jahr der Freiwilligentätigkeit 2011“ dazu beigetragen habe, das Thema öffentlich zu würdigen. Die Diskussionen hätten jedoch gezeigt, dass es in Europa noch viel zu tun gibt, um die vielfältigen Freiwilligentätigkeiten in allen EU-Staaten zu stärken.

ejf2011.de

30.11.11

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