Berlin | Kirche

Gerechtigkeit und Solidarität aus kirchlicher Sicht

Der Papst hat seine erste Enzyklika vorgelegt

„Die Nächstenliebe steht im Mittelpunkt der christlichen Botschaft“, stimmt Kerstin Griese der zentrale Botschaft der päpstlichen Enzyklika Deus Caritas Est zu. „Das ist ein Leitbild für jeden Einzelnen genauso wie für die Gesellschaft als Ganzes“, betont die Kirchenbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion.

„Der Politik schreibt die Enzyklika die ,gerechte Ordnung‘ der Gesellschaft als zentralen Auftrag zu.“ Griese wünscht sich, dass die Kirche dazu im Sinne der christlichen Sozialethik ihren Beitrag leiste. „Die Fragen von Gerechtigkeit und Solidarität in der Gesellschaft aus kirchlicher Sicht nicht nur einzubringen, sondern auch an ihrer Gestaltung mitzuwirken, das muss kirchlicher Auftrag bleiben.“ Der Papst habe betont, dass die Kirche nicht den „politischen Kampf“ an sich reißen solle. „Aber ein nachdrückliches Einmischen von Christinnen und Christen halte ich für unverzichtbar.“

Griese teilt die Auffassung des Papstes, dass wir keinen „alles regelnden und beherrschenden Staat“ brauchen. „Solidarität und auch Subsidarität müssen bei der Erneuerung unseres Sozialstaates grundlegende Maßstäbe sein. Papst Benedikt betont in seiner Enzyklika die Verpflichtung der Gläubigen und der Kirche zur tätigen Hilfe für Arme und Not leidende. Das unterstützt die Arbeit der kirchlichen Wohlfahrtsorganisationen ebenso wie alle, die sich in der Politik für mehr soziale Gerechtigkeit einsetzen.“

Angesichts der Äußerungen zur menschlichen Sexualität und dem Appell des Papstes, dass Liebe und der Mensch nicht zur Ware werden dürften, sei es umso wichtiger, dass die Kirchen bei der Bekämpfung des Missbrauchs von Kindern, der Gewalt in der Ehe oder Partnerschaft und des Menschenhandels an der Seite der Politik stehen. Die Achtung der Würde des Menschen müsse im Mittelpunkt stehen, auch in den zwischenmenschlichen Beziehungen, unterstreicht die SPD-Politikerin.

Kerstin Griese hofft, dass die katholische Kirche es schaffen werde, die Kluft zwischen der kirchlichen Lehrmeinung zu Fragen der Sexualmoral und der Lebenswirklichkeit junger Menschen zu überwinden. „Der christliche Glaube kann viele junge Menschen erreichen, das hat auch der Weltjugendtag gezeigt.“

Die Zeit: Eros und Gott

26.1.05

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