Berlin

„Niemand wird gezwungen“

Kerstin Griese verteidigt das Elterngeld und fordert ein breiteres „Bündnis für Erziehung

Ministerin von der Leyen streite für Elterngeld und Vätermonate, sie habe die steuerliche Absetzbarkeit von Kinderbetreuung verbessert, und sie suche die Wirtschaft als Kooperationspartner für ihre Projekte, schreibt der Spiegel in seiner neuen Ausgabe. „Inhaltlich bin ich sehr zufrieden“, bekenne die SPD-Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese, ist in dem Nachrichtenmagazin zu lesen. Weiter heißt es: „Die Anerkennung der Sozialdemokraten endet da, wo das Weltbild der Ministerin sich verengt. Der Auftritt am vergangenen Donnerstag in der Bundespressekonferenz erregte die Genossen sehr. ,Das Bündnis für Erziehung nur mit den beiden großen Kirchen zu starten ist ein kleines Problem‘, sagt die Pfarrerstochter und Kirchenbeauftragte der SPD-Fraktion Griese. ,In Zeiten, in denen wir über Integration reden, wäre es besser gewesen, sie hätte die Juden, Muslime und großen Wohlfahrtsverbände einbezogen.‘“

Die Familienausschussvorsitzende Griese unterstützt die Forderung von der Leyens nach mehr wertegebundener Erziehung. „Es wäre diesem Ziel aber mehr gedient, wenn das Bündnis in größerer Breite geschmiedet worden wäre“, sagte sie der Financial Times Deutschland. Sie vermisse in dem Bündnis Wohlfahrtsverbände wie die Arbeiterwohlfahrt. Diese unterhielten Kindertagesstätten gerade auch in sozialen Brennpunkten, ihre Beteiligung wäre deshalb von Beginn an sinnvoll gewesen.

In der Diskussion über das Elterngeld habe sich Griese hinter Ursula von der Leyen gestellt, heißt es in einem Bericht der Süddeutschen Zeitung. Die Vätermonate seien „ein zusätzliches, positives Angebot des Staates“, sagte Griese der in München erscheinenden Zeitung. „Damit wird Eltern die Möglichkeit gegeben, dass sich beide für einige Zeit in der Elternzeit um ihr Kind kümmern können. Niemand wird gezwungen.“

Die Erfahrung zeige aber, dass in Deutschland die Männer, von denen sich gegenwärtig nur etwa fünf Prozent an der Elternzeit beteiligen, „zu kurz kommen“. Sie wundere sich über „die Diskussion in der CSU und unter den Unions-Ministerpräsidenten, die sich anscheinend der Lebensrealität junger Menschen verschließen und an einem Rollenbild festhalten, das immer weniger praktiziert wird“, zitiert die Süddeutsche Kerstin Griese.

FTD: SPD kritisiert von der Leyens Erziehungspakt
FAZ.net: Bündnis für Erziehung
RP online: Frauen-Front für „Vätermonate“

23.4.06

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