Berlin

Lernen vom ersten Tag an

Im Rahmen der Sendung „Hintergrund Politik“ hat Kerstin Griese mit dem Deutschlandfunk über frühe Bildung von Kindern gesprochen

Deutschlandfunk: Hintergrund Politik

Als ein äußeres Zeichen für diesen Wandel öffnen sich an vielen Orten gegenwärtig die Kitas den Eltern: bieten Elterncafés oder Elternschulen an und laden sie zu Renovierungsaktionen, Wandertagen und zur Konzeptentwicklung ein. Dabei geht Nordrhein-Westfalen voran. Es startet jetzt ein Pilotprojekt, um bis zum Sommer 2007 in jedem Jugendamtsbezirk mindestens eine Kita in ein Familienzentrum zu verwandeln.

Griese: Dass wir sagen, wir wollen im Stadtteil, am besten angesiedelt an die Kita, vernetzte Hilfen für Eltern, für Kinder anbieten. Dazu gehört zum Beispiel Gesundheitsberatung, dazu gehört auch so etwas wie Kochkurse.

Kerstin Griese ist SPD-Bundestagsabgeordnete aus Nordrhein-Westfalen und kennt die Idee der Familienzentren. Eltern sollen – im Sinne dieser Konzeption – nicht nur ihre Kinder abgeben, sondern sie auch begleiten oder eigene Angebote nutzen können; Sprach- oder Computerkurse beispielsweise. Gerade Eltern mit Migrationshintergrund könnten die ihnen oft unvertraute Einrichtung „Kindergarten“ zunächst kennenlernen. Sie sollten entdecken, dass ihnen hier ihre Kinder nicht entfremdet werden und deren Herkunftssprache und Kultur auch geachtet und wertgeschätzt wird … In der Tat gibt es gegenwärtig bundesweit eine gesellschaftliche Debatte, wie die Zukunft der Bildung für die Jüngsten erfolgreicher gestaltet werden kann.

Griese: Wir überlegen als SPD zur Zeit auf Bundesebene, wie man den großen Batzen von Familienförderung, den wir in Deutschland haben, der je nach Berechnung zwischen 100 und 200 Milliarden Euro ist, wie man den zielgerichteter einsetzen kann.

Alle Ausgaben für Familien sollten gebündelt und in einer Familienkasse zusammengefasst werden, so das Bundesfamilienministerium. Dadurch hofft man Geld einzusparen, das Eltern mit kleinen Kindern zugute kommen soll. Bereits ab Januar 2007 wird ein Elterngeld für die ersten zwölf bzw. vierzehn Monate eines Kindes gezahlt, so beschloss es der Bundestag Ende September. Nun sollte der nächste Schritt folgen, meinen Kritiker, nämlich: den Eltern anschließend auch ein verlässliches und gutes Bildungs- und Betreuungsangebot anzubieten. Etwa 2,5 Milliarden Euro würde es kosten, weitere Ganztagskitaplätze zu schaffen und bundesweit den Kindergarten gebührenfrei zu stellen. So schlägt Kerstin Griese vor, dafür das Ehegattensplitting zu verändern.

Griese: Natürlich prallen da beim Koalitionspartner CDU/CSU und bei uns in der SPD zwei Vorstellungen aufeinander. Weil für uns der Ansatz Wahlfreiheit heißt, dass Beruf und Familie vereinbar sein müssen, ein ganz wichtiger ist, der in der Union häufig noch anders bewertet wird. Aber nicht mehr überall. Aber man sieht gerade auch bei den Jüngeren, dass sich da auch eine Diskussion geöffnet hat. Also ich glaube, ich werde es noch erleben, dass das Ehegattensplitting verändert wird – zugunsten der Betreuungsinfrastruktur für Kinder.

17.10.06

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