Berlin

Unternehmerisches Handeln in Verantwortung gegenüber dem Nächsten

EKD-Sozialkammer legt eine neue Denkschrift vor

epd: Evangelische Kirche bekennt sich zur sozialen Marktwirtschaft

Kerstin Griese, Mitglied der EKD-Synode, nannte gegenüber der Süddeutschen Zeitung die Kritik an zu hohen Managergehältern „richtig und wichtig“. Die Ratinger Abgeordnete hat als Mitglied der EKD-Sozialkammer an der Denkschrift „Unternehmerisches Handeln in evangelischer Perspektive“ mitgearbeitet. „Selbstverständlich brauchen wir unternehmerisches Handeln als eine Triebfeder unserer wirtschaftlichen Entwicklung“, betonte Griese gegenüber dem epd. „Jedoch gehört dazu aus christlicher genauso wie aus sozialdemokratischer Sicht, Verantwortung für sich und für den Nächsten zu übernehmen.“ Dies umfasse die Schaffung und den Erhalt von Arbeitsplätzen sowie die Mitbestimmung, sagte die Kirchenbeauftragte der SPD-Bundestagfraktion.

„Wenn extreme Managergehälter oder Abfindungen offensichtlich nicht auf Leistung beruhen, muss das auf Widerspruch stoßen“, so Kerstin Griese. Sozialethisch müsse die Höhe der obersten Einkommen prinzipiell auch vor den Empfängern der geringsten Einkommen gerechtfertigt werden können, zitierte sie aus der Denkschrift. Dies sie jedoch in einer ganzen Reihe von Fällen nicht möglich. „Manchmal werden sogar diejenigen besonders belohnt, die einen rücksichtlosen Arbeitsplatzabbau betreiben“, erklärte sie dem epd.

Die SPD-Politikerin wünsche sich von den Kirchen einen verstärkten Einsatz für den Mindestlohn, berichtete die KNA. Der sei nicht nur für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gut, sondern auch für „jeden ehrlichen und ordentlichen Unternehmer, der seinen Leuten einen fairen Lohn zahlt und vor Lohndumping windiger Konkurrenten geschützt werden muss“, unterstrich Griese im epd-Gespräch. Diese Forderung müsse „auch und gerade für kirchliche Arbeitgeber und Unternehmen“ gelten.

Es sei wichtig, dass die neue Denkschrift mehrfach auf die 2006 erschienene EKD-Armutsdenkschrift „Gerechte Teilhabe“ verweist, meinte Kerstin Griese. „Wir müssen die Sozial- und die Wirtschaftspolitik als eine Einheit betrachten, um für Arbeitsplätze und Teilhabe zu sorgen. Beide Denkschriften weisen darauf hin, dass vor allem das Ausbildungs- und Bildungswesen reformiert werden müsse, ,um unabhängig von der Privilegierung bestimmter sozialer Schichten Chancen für alle Kinder zu eröffnen‘.“

Die Familienausschussvorsitzende des Bundestages forderte eine familienfreundliche Arbeitskultur und mehr Engagement der Unternehmen beim Ausbau der Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen. „Die Denkschrift betont, dass Väter und Mütter sowohl die Familien- als auch die Erwerbsarbeit partnerschaftlich miteinander teilen müssen.“

Unternehmerisches Handeln in evangelischer Perspektive: Eine Denkschrift, Gütersloh: Gütersloher Verl.-Haus 2008, 79 Seiten

Unternehmerisches Handeln in evangelischer Perspektive – eine Denkschrift– eine Denkschrift

10.7.08

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