Berlin

Jugendschutzgesetz muss „nachjustiert“ werden

Statt immer restriktivere Maßnahmen: Jugendliche brauchen mehr Anerkennung

Kerstin Griese und Harald Schrapers: Für einen positiven Jugendschutz (Berliner Republik 4/07)

Die Jugendausschussvorsitzende Kerstin Griese setzt sich für einen „positiven Jugendschutz“ ein. „Eine reine Prohibitionspolitik nützt nichts“, schreibt sie in einem Beitrag für das Debattenmagazin Berliner Republik. „Wir brauchen gesellschaftliche Werte und Regeln, was für Kinder und Jugendliche akzeptabel ist. Sie müssen schrittweise lernen, mit den vielen Verlockungen selbstständig und verantwortungsbewusst umzugehen.“

Es sei reiner Populismus, ein Verbot sämtlicher Killerspiele zu fordern, betont die Ratinger Bundestagsabgeordnete. „Ein Totalverbot würde uns in einer falschen Sicherheit wiegen.“ Eine umfangreiche Studie des Hamburger Hans-Bredow-Instituts habe soeben festgestellt, dass sich die Rahmenbedingungen für den Jugendmedienschutz seit 2003 insgesamt verbessert haben. „Damals haben wir die Computerspiele in das Jugendschutzgesetz aufgenommen und sie einer Altersklassifizierung unterworfen.“ Allerdings erkennt Griese noch ein deutliches Vollzugsdefizit. „Bis zu drei Viertel aller Jugendlichen haben Zugang zu nicht-altersgemäßen Spielen. Hier muss sich etwas ändern.“

Die SPD-Politikerin macht deutlich, dass beim Jugendschutz immer wieder „nachjustiert“ werden müsse. „Sowohl die Werte unserer Gesellschaft als auch die sich verändernden technischen Möglichkeiten müssen ständig Gegenstand der Diskussion sein.“

Gesellschaftliche Fehlentwicklungen ließen sich durch Verschärfungen im Jugendschutz nicht aufhalten. „Wenn ein Rapsänger zur Gewalt gegen Frauen aufruft, ist dies eine Straftat, die bestimmt nicht von der Kunstfreiheit gedeckt ist. Mit dem Jugendschutz hat das nichts zu.“

Eine Gesellschaft müsse die Augen offen haben, wenn Kinder und Jugendliche in gefährdende Parallelwelten abdriften, schreibt Kerstin Griese in ihrem zusammen mit Harald Schrapers verfassten Aufsatz. „Statt immer restriktivere Maßnahmen einzuführen, muss sie dafür sorgen, dass Jugendliche mehr Anerkennung und mehr Zukunftsperspektiven erhalten. Wir brauchen einen positiven Jugendschutz, der junge Menschen vor Bildungsarmut, Perspektivlosigkeit und Langeweile schützt.“

24.7.07

Home