Berlin

Kinder sind keine Privatsache

Kinderärztliche Vorsogeuntersuchungen müssen verbindlich sein

Kerstin Griese und Harald Schrapers: Kinder sind kein Privatsache (Berliner Republik 4/06)

Die Familienausschussvorsitzende Kerstin Griese setzt sich dafür ein, dass die kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen verbindlich werden. „Das Recht eines Kindes auf körperlicher Unversehrtheit und eine gesunde Entwicklung muss an erster Stelle stehen“. In einem Beitrag für das Debattenmagazin Berliner Republik fordert die Ratinger Bundestagsabgeordnete eine entsprechende Ergänzung des Bürgerlichen Gesetzbuches. „Neben dem Recht des Kindes auf eine gewaltfreie Erziehung soll dort auch das Recht auf eine gute Gesundheitsvorsorge verankert werden.“ Nur so könne der Arztbesuch garantiert werden, gegebenenfalls durch eine Einschränkung des Sorgerechtes, unterstützt Griese eine Forderung des Deutschen Kinderschutzbundes.

Bislang ist die Teilnahme an den „Us“ genannten kinderärztlichen Untersuchungen freiwillig. „Etwa 15 Prozent aller Kinder werden nicht zur U gebracht, in manchen Stadtteilen sind es sogar 50 Prozent“, erläutert Kerstin Griese. Vergesslichkeit oder Gleichgültigkeit seien die Gründe. „Landesweit überdurchschnittlich ist die Teilnahme im Kreis Mettmann. Bei uns geht das Gesundheitsamt mit gezielten Anschreiben auf die Eltern zu“, lobt sie die vorbildliche Arbeit des Kreisgesundheitsamtes.

Genauso wie der Kinderschutzbund lehnt die SPD-Familienpolitikerin finanzielle Sanktionen ab. „So kann ich den Arztbesuch nicht garantieren.“ Ein Vorbild könnten die Schuleingangsuntersuchungen sein. „Sie haben eine quasi hundertprozentige Teilnahmequote – obwohl kaum jemand weiß, welche Strafen beim Nicht-Erscheinen drohen.“ Dass der Besuch der U als „freiwillig“ bezeichnet wird, sei für manche Eltern missverständlich.

Sorgen macht Kerstin Griese insbesondere die niedrige Teilnahme in den sozial benachteiligten Stadtteilen. „Genau dort leiden die Kinder am häufigsten unter Übergewicht, Fehlernährung und Bewegungsmangel.“ Diese gesundheitliche Benachteiligung setze sich im Erwachsenenalter fort.

„Verpflichtende Vorsorgeuntersuchungen allein reichen jedoch nicht. Sie müssen mit einem Bündel von Maßnahmen für die Problemfälle einhergehen. Denn die Schwierigkeiten von Kindern aus sozial schwachen Familien sind nicht nur medizinischer Natur, sondern werden oft vom sozialen Umfeld des Kindes verursacht“, schreibt Kerstin Griese in ihrem zusammen mit Harald Schrapers verfassten Beitrag für die Berliner Republik. „Wir müssen deshalb zu den Familien des Kindes gehen, ihnen Hilfe anbieten, die Eltern beraten und die Kinder fördern“, fordern sie mehr gesellschaftliches Engagement.

Berliner Republik

24.7.06

Home