Altenbericht vorgestellt
Das Bild vom Alter verändern
Der
Gerontologe Andreas Kruse und die Ausschussvorsitzende Kerstin Griese.
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In einer öffentlichen Sitzung des Familien- und Seniorenausschusses hat
Andreas Kruse die Grundgedanken des Fünften Altenberichts vorgestellt. Professor
Andreas Kruse ist Direktor des Instituts für Gerontologie an der Universität
Heidelberg. Er sitzt der Altenberichtskommission vor, der weitere zehn Expertinnen
und Experten auf dem Gebiet der Altersforschung und angrenzenden wissenschaftlichen
Disziplinen angehören. Der Fünfte Altenbericht, der sich mit dem Thema „Potenziale
des Alters in Wirtschaft und Gesellschaft – Der Beitrag älterer
Menschen zum Zusammenhalt der Generationen“ befasst, wird im
Juli 2005 an Bundesministerin
Renate Schmidt übergeben.
Die
Ausschussvorsitzende Kerstin
Griese
begrüßte die bisherigen Ergebnisse des Berichts, um das öffentliche
Bild vom Alter in eine positive Richtung zu verändern. „Alter ist
nicht automatisch gleich zu setzen mit Pflege und Demenz, sondern im Gegenteil: Ältere
Menschen sind aktiver denn je und verfügen über beachtliches Wissen
und reichlich Erfahrung. Darauf ist unsere Gesellschaft angewiesen.“ Zudem
leben die Menschen heute länger und es gibt immer mehr engagierte und
aktive Seniorinnen und Senioren, die mit geistigen, kulturellen und finanziellen
Ressourcen ausgestattet
sind, die aber bislang nicht ausreichend abgerufen werden. Kerstin Griese bedankt
sich bei Andreas Kruse ausdrücklich dafür, dass das Parlament frühzeitig über
den derzeitigen Stand der Untersuchung unterrichtet wird.
Kruse setzte sich für eine flexible Altersgrenze im Erwerbsleben ein:
Wer länger als 65 Jahre arbeiten wolle, solle das tun können. „70-,
75- oder 80-Jährige haben bemerkenswerte intellektuelle und kulturelle
Stärken.“ Wenn in Deutschland nur knapp zwei Fünftel der 55-
bis 64-Jährigen noch im Arbeitsprozess seien, verschleudere die Gesellschaft
menschliches Kapital.
Der vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in
Auftrag gegebene Fünfte Altenbericht wird folgende zentrale Bereiche behandeln:
- Ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Nur noch 39 Prozent der 55-
bis 64-Jährigen
stehen heute noch in einem Beschäftigungsverhältnis. Demgegenüber
sollten Betriebe und Unternehmen mit Fort- und Weiterbildungsprogrammen, flexibleren
Lebensarbeitszeiten und Verbesserungen in den Beschäftigungsmöglichkeiten
Rahmenbedingungen schaffen, um erfahrene und kompetente Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter auch über die bestehenden Altersgrenzen hinaus in die Arbeitswelt
einzubeziehen.
- Ältere Menschen und Bildung. Um die Vorraussetzungen für ein lebenslanges
Lernen zu schaffen, müssen entsprechende Entwicklungsschritte im Lebenslauf
stattfinden. Wer sich schon im Beruf fort- und weiterbildet, wird auch im Ruhestand
weiter Interesse an Bildung haben. Die Nachfrage nach Bildungsangeboten ist
bei den Älteren sehr groß.
- Ökonomie. Die heutige Generation der Älteren verfügt im Durchschnitt über
mehr finanzielle Ressourcen verfügen als alle bisherigen. Ältere
Menschen sind damit als Konsumenten auch für die Wirtschaft sehr interessant.
- Ältere Menschen und Familie. In unserer Gesellschaft gibt es ein hohes
Maß an Solidarität zwischen den Generationen. 80 Prozent der pflegebedürftigen
Menschen von Familienmitgliedern versorgt. In Zukunft wird es aber immer weniger
Junge und immer mehr Ältere geben, so dass die Pflege nicht mehr in diesem
hohen Maß von der Familie geleistet werden kann. Hier sind sowohl das
ehrenamtliche Engagement als auch die professionellen Dienste gefordert, um
das familiäre Hilfe- und Pflegepotenzial optimal zu unterstützen.
- Ehrenamtliches Engagement und Teilhabe im Alter. Viele ältere Menschen
wollen sich gerne freiwillig engagieren, aber noch gibt es zu wenige Möglichkeiten
dazu. Dabei kann es sich eine Gesellschaft nicht leisten, auf das vorhandene
Potenzial der älteren Generation zu verzichten. Es müssen auch hier
Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit Ältere ihren Beitrag in der
Gesellschaft leisten können.
- Integration von älteren Migrantinnen und Migranten. Ältere Migrantinnen
und Migranten können auf einen Erfahrungsschatz zurückgreifen, der
sehr wichtig für verschiedene gesellschaftliche Bereiche ist. So sind
sie als Unternehmer in wirtschaftlicher Hinsicht von Bedeutung, aber auch für
die kulturelle und gesellschaftliche Entwicklung wichtig.
Gerontologe Kruse kündigt Perspektivenwechsel
im Altenbericht an
SPD-Fraktion: Potenziale der Älteren nutzen
Andreas Kruse: Stärken des Alters erkennen (AG 60plus)
24.2.05
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