Berlin | Kirche

Gut leben bis zuletzt

Jahrestagung des Arbeitskreises „Christinnen und Christen in der SPD“

Kerstin Griese eröffnet die Tagung der SPD-Fraktion und des AK „Christen in der SPD“.

„Gut leben bis zuletzt“ hieß das Thema der Jahrestagung des Arbeitskreises „Christinnen und Christen in der SPD“, zu der Kerstin Griese als Kirchenbeautragte der SPD-Fraktion in den Reichstag eingeladen hatte. „Die Frage nach dem Miteinander der Generationen angesichts einer älter werdenden Gesellschaft beschäftigt nahezu jede und jeden“ sagte Griese zur Begrüßung der mehr als 200 Besucher im SPD-Fraktionssaal. „Es geht immer um Menschen, die im Bezug zu anderen Menschen leben, zu Jüngeren und Älteren, zu Fitten und Pflegebedürftigen, zu Verwandten, Freunden sowie haupt- und ehrenamtlichen Begleitpersonen.“ SPD-Urgestein Franz Müntefering stimmte ihr zu und wand sich entschieden dagegen, von einem „Generationenkonflikt“ zu reden. „Wir dürften die Generationenfrage nicht nutzen, um die quer dazu liegenden sozialen Verwerfungen aus dem Blick zu verlieren“, betonte der Erlanger Theologieprofessor Peter Dabrock. Der Heidelberger Altenforscher Andreas Kruse unterstrich die Verantwortung der Älteren. Sie seien durchaus gefordert, sich aktiv zu beteiligen, von der Gesundheitsprävention bis zum ehrenamtlichen Engagement.

Peter Dalbrock, Andreas Kruse, Kerstin Griese und Franz Müntefering.

Müntefering, Dabrock und Kruse sprachen sich in der Diskussion gemeinsam für generationsübergreifende Solidarität aus. Dabei gehe es nicht nur um das biblische Gebot, seine Eltern zu ehren, sondern auch um „Wahlverwandschaften“, sagte Peter Dabrock. Um Fürsorge sicher zu stellen, müsse man über die Kernfamilie hinaus denken, ergänzte Professor Andreas Kruse.

Konkret wurde auf der Tagung über die Zukunft von Pflege und Palliativmedizin gesprochen. „Die Pflege ist ein unglaublicher Markt“, so Kruse, der sich besorgt zeigt, dass auf diesem Markt Gewinne erzielt werden, die nicht bei den Gepflegten oder den Pflegenden ankämen. Die Caritas-Vertreterin Ellen Wappenschmidt-Krommus unterstrich, dass die Individualität des Menschen, seine Persönlichkeit und Selbstbestimmung zu achten sei. Gerda Graf, Ehrenvorsitzende des Hospizverbandes, beklagte die fehlende „Fürsorgekultur“ im Gesundheitssystem. „Das Krankenhaus ist eine Gesundheitsfabrik.“ Helga Walter, stellvertretende Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen, verlangte eine Abkehr von der Minutenpflege.

Helga Walter, Ellen Wappenschmidt-Krommus, Wolfgang Thierse und Gerda Graf.

Die SPD-Abgeordnete Sabine Bätzing-Lichtenthäler, zuständig für Generationenpolitik, verwies auf die Situation der „Sandwich-Generation“, die gleichzeitig für die Pflege ihrer Kinder und die Pflege ihrer Eltern zuständig ist. Sie regte an, ähnlich wie für Kinder auch Tagesstätten für Ältere einzurichten.

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse verteidigte das Engagement christlicher Altenpflegeorganisationen. „Niemand muss verstecken, wodurch er motiviert ist.“ Auf der Klausursitzung des SPD-Arbeitskreises, die im Anschluss an die Tagung stattfand, war das besondere kirchliche Arbeitsrecht ein wichtiges Thema. „Das muss in einer zeitgemäßen Weise reformiert werden“, sagte Kerstin Griese und verlangte Sanktionen gegen „schwarze Schafe“, die mit Outsourcing und Leiharbeit die Löhne drücken. Kerstin Griese MdB (Mitglied des EKD-Synode, Ratingen), Benno Haunhorst (Schulleiter am bischöflichen Gymnasium Hildesheim), der evangelische Pfarrer Dietmar Kehlbreier (Altena) sowie Wolfgang Thiese MdB (Mitglied im ZdK, Berlin) wurden erneut in den vierköpfigen Sprecherkreis des AK „Christen in der SPD“ gewählt.

AK ChristInnen in der SPD

26.3.12

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