Der Mann kann richtig plaudern. So ganz
unverbindlich und dann, urplötzlich im schroffen Wechsel, unverblümt
Kritik äußern. An Kollegen und anderen: Jean Pütz.
Gelegenheit, sowohl zu plaudern als auch zu
kritisieren, gab ihm die Einladung der SPD-Bundestagsabgeordneten und
Kandidatin Kerstin Griese in die Vereinigte Gesellschaft (VG). Der
Wissenschaftsjournalist, den die "große Liebe seines Lebens" nach
Langenberg verschlagen hat, saß da. Er, den man früher nur via
Fernsehschirm ins Wohnzimmer holen konnte.
Ja, er wohnt wirklich in Langenberg. Hat ein Haus erworben. "Ganz
günstig", sagt er und wiederholt es. Sagt andeutungsweise "ich glaub´
von einem Grünen". (Detlev Strohmann, der einst im Velberter Rat in der
Fraktion der Grünen saß, als Klaus Mühlhoff und nicht Heinz Schemken
Bürgermeister war, wohnte vor ihm in diesem Haus im Eickeshagen). Er
verriet auch, dass er am 21. Dezember seinen nächsten, den 69.,
Geburtstag feiert und plauderte, dass er seine Enkel selbst mache . . .
(Sein ältester Sohn, Jörn, ist 1959 geboren, sein Jüngster, Jean
Adrian, 1999).
Und noch sei einiges erfuhr man von ihm, dessen Wiege in Köln stand,
dessen Mutter Luxemburgerin war. Dass seine Mutter aus ihm am liebsten
einen (katholischen) Pfarrer gemacht hätte. Aber er (Bild) sei nicht so
für das Zölibat. Immerhin finde er eines am Papst und damit am
Katholizismus gut: Dann gibt es nicht so viele Sekten.
Und wer als Deutscher Geburtsjahrgang 1936 ist, und zudem damals in
Deutschland gelebt hat, der ist - Kriegskind. Er hat das Kriegsende in
Köln erlebt. Weiß von einer Tante zu berichten, die Jüdin war.
Über den amerikanischen Präsidenten Bush sagte er indes wenig
druckreifes. Dabei sei er kein Anti-Amerikaner. Die Polarisierung
Christentum - Islam sei ihm, Bush, zu verdanken. In seiner Jugend sei
er, Jean Pütz, Kommunist gewesen. Ein Artikel in der FAZ anlässlich der
Verleihung des Deutschen Friedenspreises an Karl Jaspers hätte ihm klar
gemacht, welch ein Idiot er doch war.
Aus dem gelernten Elektromechaniker wurde der bekannte
Wissenschaftsjournalist. "Da muss man tief recherchieren." Er war auch
Vorsitzender der Wissenschaftsjournalisten. Eine Sparte, die sich nach
seiner Aussage nicht sponsern lässt, wie er betont. Als Vergleich
dienen ihm die Autojournalisten.
Die Politik hat ja bekanntlich auch die Wissenschaft entdeckt. Es gibt
sogar Wissenschaftsminister. Mit einer Bemerkung ließ Jean Pütz
erkennen, dass er nicht nach dem Motto urteilt: Partei a alle gut,
Partei b alle schlecht. Dem einstigen Wissenschaftsminister Dr. Heinz
Riesenhuber (CDU) sagt er nach, dass der wohl wisse, was Wissenschaft
sei. Aber Jürgen Rüttgers (jetzt NRW-Ministerpräsident, von November
1994 bis 1998 auf Riesenhubers Stuhl) wisse wahrscheinlich gar nicht,
was Wissenschaft sei.
Über seinen jetzigen Wohnort weiß er dieses zu sagen: Aus dem
vorvorigen Jahrhundert. Mal die zweitreichste Stadt im deutschen Reich.
"Sehr dekadent. Aber ich liebe das!" Seiner Einladerin und
Interview-Partnerin Kerstin Griese sagt er Nettes. Unabhängig von ihrer
Partei sei sie ein netter Mensch. avb 13.09.2005
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