Regierung will auch Männer zum Erziehungsurlaub
anspornen.
"Lenkungswirkung ist durchaus erwünscht."
Von Christina Wandt
Berlin. Ein wenig verblüfft ist der Sprecher
des Familienministeriums schon: Die neue Regierung will Familien ein
Jahr lang ein lohnabhängiges Elterngeld zahlen und statt Lob gibt es
vor allem Unmut, zumindest bei den Vätern. "Es ist schon erstaunlich,
mit welcher Vehemenz sich viele Männer dagegen wehren, eine Subvention
zu erhalten", wundert sich Miguel-Pascal Schaar. Die Väter stört, dass
auch sie mindestens zwei Monate zu Hause bleiben sollen - sonst wird die Leistung nur zehn Monate lang gezahlt.
Besorgte Haushaltsvorstände sprechen nun von Gängelung, Einmischung und
Umerziehung, Schaar hält dagegen: "Die politische Vorgabe ist
lediglich, dass wir Erziehung für eine gemeinsame Aufgabe von Müttern
und Vätern halten. Der Staat will Eltern bei der Erziehungsleistung
unterstützen und optimiert dafür die Instrumente." Auch dass die
Kritiker nun den Gleichheitsgrundsatz bemühen und den Gang nach
Karlsruhe ankündigen, sorgt im Hause von Familienministerin Ursula von
der Leyen (CDU) nicht für Aufregung. "Zum einen gelten für Mütter und
Väter die gleichen Bedingungen. Zum anderen werden wir dafür sorgen,
dass Alleinerziehende nicht schlechter gestellt werden als bisher. Und
schließlich handelt es sich beim Elterngeld um eine Subvention, und die
sind in der Regel an Bedingungen geknüpft. Einer verfassungsrechtlichen
Prüfung sehen wir daher gelassen entgegen", erklärt Schaar.
Ähnlich argumentiert die Vorsitzende des Familienausschusses, Kerstin
Griese (SPD): "Wir nehmen ja niemandem etwas weg, sondern machen nur
ein Angebot." Eine gewisse "Lenkungswirkung" durch das Elterngeld sei
freilich erwünscht: "Manchmal muss man mit materiellen Mitteln
nachhelfen, damit sich in den Köpfen etwas ändert", sagt sie.
Dem stimmt auch der Münchner Familienforscher Professor Wassilios
Fthenakis zu: "In Schweden hat das Elterngeld bewirkt, dass mehr Väter
zu Hause bleiben." Zwar helfe das Elterngeld nur für einen begrenzten
Zeitraum und nutze vor allem Familien mit mittleren Einkommen, trotzdem
gehe es in die richtige Richtung: "Auch zwei Monate zu Hause können für
Väter äußerst wertvoll sein, denn in dieser Zeit können sie eine gute
Beziehung zu ihren Kindern aufbauen, die auch nach der Rückkehr in den
Beruf nicht verloren geht."
Diese Erfahrung bewirke außerdem eine "Demokratisierung der
Partnerschaft", so Fhtenakis. Sprich: Wer einmal Hausmann war, erkennt
die Leistung der Frau eher an und ist bereit, Hausarbeit gerechter zu
verteilen. Im übrigen erziehe der Staat die Männer nicht um, sondern
erleichtere ihnen, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen: "Viele
wünschen sich das." So gesehen, seien die "Papa-Monate" kein Zwangsinstrument, sondern eine willkommene Argumentationshilfe gegenüber dem Arbeitgeber.
Für Griese und Schaar steht ohnedies außer Zweifel, dass das Gesetz im
Frühjahr 2006 auf den Weg gebracht wird. Bis dahin werde man sich auch
über die Bemessungsgrundlage verständigen: Bislang möchte Ministerin
Ursula von der Leyen das Haushaltseinkommen heranziehen, während die
SPD das Elterngeld allein am Einkommen desjenigen bemessen will, der zu
Hause bleibt.
67 Prozent seines Gehaltes soll er erhalten. Kerstin Griese hat auch
einen wichtigen Grund für dieses Modell: "Da die Männer meist mehr
verdienen, wäre das ein weiteres Argument für Väter, sich den Kindern
zu widmen", erläutert sie. |