Die Zukunft der erweiterten EU stand im
Mittelpunkt bei "Kerstin Griese trifft . . .": Diesmal
begrüßte die SPD-Bundestagsabgeordnete den
Europa-Parlamentarier Klaus Hänsch in ihrer
Gesprächsreihe.
Nicht nur wegen der Wahlen zum
EU-Parlament am 13. Juni, sagte Kerstin Griese eingangs, sei
2004 ein wichtiges Jahr für das vereinte Europa, das erst
unlängst um zehn neue Länder auf 25 Mitgliedsstaaten erweitert
wurde. Weshalb den Gästen im "Club" an der Hülsbecker Straße
zur "sinnlichen Erfahrung" dieses neuen Zustands kulinarische
Spezialitäten aus zahlreichen Ländern der Europäischen Union
gereicht wurden.
Zur "neuen" EU äußerte sich dann auch
Klaus Hänsch, der für Kerstin Griese "das personifizierte
Europa ist, seit ich 1986 in die SPD eingetreten bin". Der
Sozialdemokrat Hänsch ist seit 1979 Mitglied des Europäischen
Parlaments, war von 1994 bis 1997 dessen Präsident und jüngst
der einzige Deutsche im Präsidium des Konvents, der den
Entwurf einer europäischenVerfassung ausarbeitete. Er nahm
Stellung zu den Fragen Kerstin Grieses sowie der rund 30
Zuhörer.
Dass die EU-Erweiterung mit Fragen und
Befürchtungen verbunden ist, liegt für den 66-Jährigen auf der
Hand. Ein Bund von 25 Völkern mit 450 Millionen Menschen sei
noch nie dagewesen - "und so etwas kann nicht ohne Risiko
ablaufen". Dennoch: "Die Chancen sind größer als die Risiken.
Und wir haben alles getan, um die Risiken zu begrenzen und
beherrschbar zu machen", so Hänsch.
Die vielfach befürchtete Abwanderung
von Arbeitsplätzen ins Ausland beispielsweise sei "ein
Phänomen, das nicht mit der EU-Erweiterung zusammenhängt,
sondern seit Jahren ein weltweiter Prozess ist". Wie
Westeuropa müssten die neuen Mitglieder nun aber auch gewisse
soziale, ökologische sowie Verbraucher-Kriterien einhalten.
Auch die Zusammenarbeit bei der Kriminalitätsbekämpfung sei
umfangreich verstärkt worden.
Zum Thema Bildung und Forschung
forderte der EU-Parlamentarier eine Weiterentwicklung auf ein
höheres Niveau: "Europa bleibt ein Ressourcen-armer Kontinent,
wir haben nur die Köpfe." Man dürfe allerdings nicht nur auf
Dienstleistung setzen. Der Industrie-Standort Europa müsse
erhalten werden, wenn er auch nicht in seiner jetzigen Form
bestehen bleiben könne.
Wichtig sei, nicht alles zu
liberalisieren und zu privatisieren, sondern Bereiche jenseits
des wirtschaftlichen Kalküls offen zu lassen: "Wir dürfen den
Markt nicht zur Grundregel für alles machen." trg 03.06.2004 |