Berlin

Zwangsarbeiterstiftung zahlt Mittel aus

Kerstin Griese im Stiftungskuratorium

1,8 Milliarden Euro hat die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ mittlerweile an mehr als eine Millionen Opfer ausgezahlt. Zirka eine halbe Milliarde Euro sind über die „Conference on Jewish Material Claims“ an gut 100.000 Antragsteller geflossen, ebenfalls eine halbe Milliarde Euro haben 350.000 Betroffene in Polen erhalten. Der drittgrößte Betrag, mehr als 300.000 Euro, ging an 270.000 Leistungsberechtigte in der Ukraine.

Das Vermögen der Bundesstiftung beträgt mittlerweile noch drei Milliarden Euro, nachdem sich das ursprüngliche Gesamtkapital auf mehr als fünf Milliarden belief. Der seperat angelegte Fonds „Erinnerung und Zukunft“ verfügt noch über ein Vermögen von 350 Millionen Euro. Drei Millionen Euro aus diesem Fonds hat das Stiftungskuratorium für Stipendien-, Begegnungs- und Betreuungsprogramme bewilligt. Dies teilte Kerstin Griese, die von der SPD-Fraktion als Vertreterin für das Kuratorium der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ benannt wurde, mit. Der Fonds „Erinnerung und Zukunft“ hat die Aufgabe, Projekte für Überlebende und Erben, für Erinnerung und Völkerverständigung sowie für Demokratieerziehung die Überwindung von Fremdenfeindlichkeit zu unterstützen.

Das Kuratorium beschloss ein Projekt der Stiftung Brücke/Most, das sich über einen Zeitraum von zwei Jahren erstreckt. Die Stiftung will 90 Begegnungen zwischen ehemaligen Zwangsarbeitern aus der tschechischen Republik und Jugendlichen in deutschen Schulen durchführen. Insgesamt werden voraussichtlich etwa 2.500 Schüler erreicht. Die Fördersumme beträgt 175.000 Euro.

Den Überlebenden der NS-Diktatur helfen und zugleich das Verantwortungsbewusstsein von jungen Menschen stärken, das ist das Motto, unter dem das Kuratorium vier internationale Projekte im Rahmen des Betreuungsprogramms beschlossen hat. In allen Projekten sind junge Menschen in die Hilfe für pflegebedürftige und sozial schwache Überlebende einbezogen. Damit will die Stiftung eine Brücke bauen zwischen den beiden Pfeilern des Fonds „Erinnerung“ einerseits und „Zukunft“ andererseits. Die Gesamtfördersumme für diese Projekte beträgt 1.200.000 Euro. Der Schwerpunkt der Projekte liegt in den Ländern Ost- und Mitteleuropas sowie Israel.

So billigte das Kuratorium ein Projekt „Aktive Solidarität“, das an der Orthopädischen Universitätsklinik Magdeburg entstanden ist. Im Rahmen dieses Projekts sollen ehemalige Zwangsarbeiter mit künstlichen Gelenken versorgt werden. Die „Foundation for the Benefit of Holocaust Victims“ hatte einen Freiwilligen-Besuchsdienst für Holocaust-Überlebende in Israel mit einer Laufzeit von drei Jahren beantragt. Das Kuratorium beschloss ein Projekt von „Aktion Sühnezeichen“, bei dem 51 junge Freiwillige jeweils mindestens ein Jahr ehemalige NS-Verfolgte in Russland, Weißrussland, Ukraine, Polen, USA und Israel betreuen sollen. Das Kuratorium billigte ferner ein Betreuungsprojekt der Initiative „Christen für Europa“ mit einer Laufzeit von drei Jahren. Jährlich werden 12 junge Freiwillige aus Deutschland pflegebedürftigen und sozial schwachen NS-Opfern in Polen und der Ukraine betreuen.

Projekte im Sinne der Nachfahren von NS-Opfern zu fördern, ist eine gesetzliche Aufgabe des Fonds „Erinnerung und Zukunft“. Das Kuratorium beschloss darum vier Stipendienprogramme. Diese Programme werden alle Altersstufen erreichen, von Schülern über Studenten bis hin zu Studienabsolventen. Die Gesamtfördersumme für diese Programme beträgt 1.700.000 Euro. Alle Stipendien werden vorrangig, aber nicht ausschließlich, an Nachfahren von NS-Opfern vergeben.

So wird der „American Field Service“ drei Jahre lang Stipendien für Schüler aus Mittelosteuropa und Deutschland bereitstellen. Die Humboldt-Universität zu Berlin wird Berlin-Stipendien vergeben. Das „Open Society Institute“ wird Stipendien für Sinti und Roma für ein rechtswissenschaftliches Studium in ihren Heimatländern vergeben. Die Universität Tel Aviv schließlich wird Ignatz-Bubis-Gedenkstipendien der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ für Gastaufenthalte von Studenten und Absolventen aus Mittelosteuropa an der Universität Tel Aviv vergeben.

Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“

31.01.03

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