SPD erneuern: Diskussion im World Café

„Wie kann die SPD in sozialen Fragen wieder GlaubwĂŒrdigkeit gewinnen?“, fragte Kerstin Griese zu Beginn des World CafĂ©s der Kreis-Mettmann-SPD. „Es geht um unsere SPD, meine und deine“, sagte Griese im Velberter Parkhotel, wo sich sowohl altgediente als auch einige der 120 Mitglieder getroffen haben, die in diesem Jahr neu in die SPD eingetreten sind.

11 Themen wurden an diesem Abend diskutiert. Arbeit, Bildung, Gleichstellung, echtigkeit, Integration, Demokratie, Europa, Armut, GlaubwĂŒrdigkeit, Politische Arbeit und WahlkĂ€mpfe hießen die Überschriften der im Raum verteilten Tische. „Jeder Tisch hat eine Nummer und ein Thema“, erlĂ€uterte Kerstin Griese das World-Cafe-Konzept. „Jeder hat die Chance, drei Tische zu besuchen.“ Immer, wenn die Glocke lĂ€utet, weder der Tisch gewechselt. „Jeder soll zu Wort kommen, wir wollen uns zuhören“, betonte die SPD-Kreisvorsitzende. Und zum Schluss werden von den an den Tischen sitzenden Gastgebern kurz die Ergebnisse der jeweiligen GesprĂ€che vorgestellt.

„Es fĂ€ngt bei der Kita an“, beschrieb Erika Risse die Diskussionen zum Thema Bildung, die sich schwerpunktmĂ€ĂŸig um Schule drehten. „Gesamtschule heißt ‚lĂ€nger gemeinsam lernen‘ – wollen wir das eigentlich noch?“, stellte sie einen nicht leicht zu beantwortende Frage.

Gleichberechtigung sei mehr als nur die Förderung von Frauen, so Ulrike Haase. „VĂ€ter mĂŒssen auch VĂ€ter sein dĂŒrfen“, habe sich ihr Tisch dafĂŒr ausgesprochen, dass Familienpolitik auch die MĂ€nner erreicht. „Wir wollen die Frauenquote langfristig abschaffen, weil wir sie ĂŒberflĂŒssig machen wollen.“

Willy Meinke beschrieb, dass Integration „sehr anstrengend“ sei, nicht nur fĂŒr die nach Deutschland gekommenen. „Integration ohne eine echte Teilhabe ist nicht möglich“, berichtete Meincke von seinem Tisch. „Wir fĂŒhlen uns nicht als Einwanderungsland. Dabei haben wir 20 Millionen BĂŒrger mit Migrationshintergrund.“

Matthias Stascheit betonte den verbindlichen Wertekanon, auf dem die Demokratie beruhe. „Wir möchten die Erinnerungskultur gestĂ€rkt sehen. Klare Kante gegen rechts“, habe sein Tisch gefordert. „Wir mĂŒssen mit den Leuten im GesprĂ€ch bleiben und mĂŒssen anerkennen, wenn Leute Ängste haben.“

Kerstin Griese berichtet ĂŒber die TischgesprĂ€che zum Thema Arbeit. „Da ist es viel um Ängste und Sorgen gegangen.“ Mehr Tarifbindung, höhere Löhne, Vereinbarkeit von Familien und Beruf seien LösungsvorschlĂ€ge. „Wir haben viele gute Ideen“, zeigt sich Griese optimistisch.

Die Steuern seien nicht gerecht, beklagte Paul Söhnchen. „Steuern sind da zu zahlen, wo die Gewinne erwirtschaftet werden.“ Man mĂŒsse auch ĂŒber so etwas Ahnliches wie eine Maschinensteuer nachdenken, wies er auf die Digitalisierung der Wirtschaft nicht. Auch sei eine gerechtere Einkommensverteilung sei notwendig.

„Digitale Beteiligung soll ermöglicht werden“, forderte Jens Niklaus zum Thema Politische Arbeit. Es mĂŒsse eine einheitliche Plattform im Internet geben. „Die Parteiarbeit muss familien- und arbeitnehmerfreundlicher werden“, berichtete er von den GesprĂ€chen an seinem Tisch.

„Klarer mit den Leuten sprechen“, war eine Schlussfolgerung in den GesprĂ€chen ĂŒber die WahlkĂ€mpfe. „Man hĂ€tte Martin Schulz mal machen lassen sollen“, kritisierte Volker MĂŒnchow den Bundestagswahlkampf. Kurze und knappe Botschaften seien insbesondere im Internet notwendig.

Hartz IV habe die GlaubwĂŒrdigkeit der SPD nachdrĂŒcklich zerstört, ist Reiner HĂŒbinger ĂŒberzeugt. Sich mit Diktatoren einzulassen widerspreche den Werten der SPD, kritisiert er Gerhard Schröder. HĂŒbinger begrĂŒĂŸte die Absage an eine Große Koalition. „Jeder muss wissen, wo die SPD steht“, sei eine wichtige Forderung an dem Tisch Gerechtigkeit gewesen.

„Einheitliche europĂ€ische Standards zum Beispiel im Sozialen“ seien eine wichtige Forderung gewesen, die am Tisch Europa besprochen worden seien, so Toni Nezi. Ein Ziel seien die Vereinigten Staaten von Europa und stĂ€rkere gemeinsame Institutionen.

„Die Hilfe fĂŒr die Eine Welt muss erhöht werden“, sagte Peter Zwilling zu den GesprĂ€chen an dem Tisch ArmutsbekĂ€mpfung. „Den Systemen in Afrika kann man unsere Systeme nicht ĂŒberstĂŒlpen.“ KorruptionsbekĂ€mpfung, Gesundheitswesen und Ausbau der Bildung seien wichtige Forderunge . „Wir wollen in den FluchtlĂ€ndern Perspektiven schaffen“, so Zwilling

„Ich habe mich gefreut, dass wir so viel inhaltlichen Input gekriegt haben, wie noch nie“, zeigte sich Kerstin Griese von den World-CafĂ©-GesprĂ€chen begeistert. „Wir sind eine lebendige diskutierfreundliche Partei“, sagte sie zum Abschluss.