Kreideweiss GmbH

SommerTOUR 5. Etappe: Plexiglas und Jugendherberge

Von der Nevigeser Firma Kreideweiss, die Plexiglas-Schutzscheiben herstellt, zur Jugendherberge Ratingen fĂŒhrte die heutige Tour. Die Jugendherberge wird coronabedingt als FlĂŒchtlingsunterkunft genutzt, um Menschen unterzubringen, die einer Risikogruppe angehören.

Landratskandidat Jens Geyer und Kerstin Griese lassen sich von Anne RĂłzsa-Kreideweiß und Alexander Lange die Produktpalette erklĂ€utern.

Anne Rózsa-Kreideweiß leitet das Nevigeser Familienunternehmen.

Ein Blick in die Fertigung

Ein Blick in die Fertigung.

Die Nachfrage nach Schutzaufstellern aus Plexiglas habe die Firma zu Beginn der Coronapandemie â€žĂŒberrollt“, sagte Anne RĂłzsa-Kreideweiß. „Um die Mitarbeiter zu entzerren, hatten wir ein Zwei-Schicht-System eingefĂŒhrt. Es war eine wilde Zeit“, blickte die GeschĂ€ftsfĂŒhrerin auf das FrĂŒhjahr zurĂŒck, als auch samstags gearbeitet wurde. Inzwischen fertigt der kunststoffverarbeitende Betrieb auch wieder andere Produkte an, als nur Schutzscheiben. RĂłzsa-Kreideweiß zeigt Griese eine kleine Auswahl, die von Lampenabdeckungen bis hin zu bunten Spielplatzelementen aus Acrylglas reicht. Da ihre Hauptkunden Unternehmen sind, macht sie sich allerdings Sorgen, dass wegen der ausgesetzten Insolvenzantragspflicht ĂŒberraschende ForderungsausfĂ€lle auf sie zukommen könnten.

Die Nachfrage nach individuell produzierten Schutzaufstellen bleibt weiterhin hoch, wovon auch die tonnenschweren PlexiglasvorrĂ€te zeugen, die auf hohen Palettenstapeln im Eingangsbereich lagern. „Wir fertigen individuell an, damit es auf den jeweiligen Tresen oder den Schreibtisch passt“, sagte Anne RĂłzsa-Kreideweiß. SPD-Landratskandidat Jens Geyer, der Kerstin Griese begleitete, sprach sich dafĂŒr aus, solche Plexiglasaufsteller auch in den Schulen zu verwenden. Er kritisierte die Landesregierung, in den letzten sechs Wochen untĂ€tig geblieben zu sein und zu glauben, mit der Maskenpflicht sei es getan.

Auch Kreideweiss leide unter einem FachkrĂ€ftemangel, erfuhr Kerstin Griese auf Nachfrage. Der Umgang mit automatisierten Werkzeugmaschinen und die FĂ€higkeit, filigrane Handarbeiten zu erledigen, seien gefordert. Ein massives Hemmnis sei die mit sechs Megabit sehr langsame Internetverbindung. Kerstin Griese und Jens Geyer versprachen, bei der Lösung dieses Problems mitzuhelfen. Überall im Kreis Mettmann mĂŒsse eine Breitbandanbindung mit schnellem Internet zur VerfĂŒgung stehen. „Die Bundesregierung fördert entsprechende Investitionen der StĂ€dte mit 50 Prozent“, sagte Griese.

Skulptur

Herbergsvater Klaus Wiegandt zeigt Kerstin Griese ein Skulpur, die ein aus der TĂŒrkei geflohener KĂŒnstler geschnitzt hat.

JH

Klaus und Vera Wiegandt leiten die im Ratinger Wald gelegene Jugendherberge.

Oliver Mirring (Jugendherbergswerk Rheinland) ĂŒber reicht Griese eine Schnuppermitgliedschaft.

» Rheinische Post Ratingen: Kerstin Griese besucht die Jugendherberge

Vera und Klaus Wiegandt sind seit 1996 Jugendherbergseltern in Ratingen. „FĂŒr uns ist die Situation komplett neu“, berichteten sie Kerstin Griese davon, dass in ihrem Haus seit dem 1. Mai GeflĂŒchtete leben. „Das ist eine Win-Win-Situation“, stellte Griese fest. Statt wĂ€hrend der Coronazeit leer zu stehen, werde die Jugendherberge sinnvoll genutzt. Da die FlĂŒchtlingsunterkĂŒnfte nur zu 65 Prozent belegt werden, um AbstĂ€nde zu sichern, wurden insbesondere Familien und Menschen mit Vorerkrankungen in landesweit sieben Jugendherbergen untergebracht. „Das ist eine sehr gute Entscheidung“, so Griese. „Die GeflĂŒchteten sind an einem guten Ort in der Natur untergebracht, was besonders fĂŒr die Kinder wichtig ist.“

23 der 33 rheinischen Jugendherbergen seien inzwischen wieder fĂŒr EinzelgĂ€ste und Gruppen geöffnet, berichtete Landesverbands-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Oliver Mirring. Da es aber momentan keine Klassenfahrten gibt, die in normalen Jahren 60 Prozent der Buchungen ausmachen, bleibt die Lage kritisch. ÜberbrĂŒckungshilfen von Land und Bund werden zumindest bis zum Jahresende das Jugendherbergswerk absichern, so Mirring.

„Die Jugendherbergen sind Teil unserer gemeinnĂŒtzigen Infrastruktur“, betonte Kerstin Griese. Die SozialstaatssekretĂ€rin hatte in Berlin viel Energie investiert, um die Existenz von gemeinnĂŒtzigen Einrichtungen sicherzustellen. „Daran hĂ€ngen ĂŒber zwei Millionen Jobs“, wies sie auf die große Bedeutung dieses Wirtschaftszweiges hin, der drohte, in der Coronakrise vergessen zu werden.

FĂŒr die Betreuung der FlĂŒchtlinge ist das Kolpingwerk zustĂ€ndig. „Wir stehen im Hintergrund“, sagte Jugendherbergsvater Klaus Wiegandt. „Viele Dinge sind geĂ€ndert worden, es gibt Waschmaschinen und VerkaufsrĂ€ume.“ Zum eigentlichen Herbergsbetrieb werde man voraussichtlich im nĂ€chsten Jahr zurĂŒckkehren, ab MĂ€rz 2021 sind wieder die ersten Klassenfahrten angemeldet. Um die ArbeitsplĂ€tze in der Jugendherberge selbst mache sie sich kaum Sorgen, ergĂ€nzte Vera Wiegandt. Sie befĂŒrchtet aber, dass die jetzige Zeit fĂŒr die Programmpartner sehr schwierig ist, die fĂŒr die Freizeitangebote fĂŒr Schulklassen und Gruppen sorgen.

Kerstin Griese bot an, in Kontakt zu bleiben, um entstehende Probleme in die parlamentarischen Beratungen einzubringen. Sie bedankte sich fĂŒr den interessanten Besuch sowohl bei den Jugendherbergseltern, dem Jugendherbergswerk als auch bei der Bezirksregierung und dem Vertreter des LandesflĂŒchtlingsministeriums, die ebenfalls vor Ort waren.